Die (R)Evolution des Checkout: Ein Blick in die Zukunft

Ruben Doppelstein

4. Dezember 2024

Andy Baldauf, LinkedIn Top Voice und einer der führenden Experten für Retail-Technologie, präsentierte auf der RETAIL NXT einen mitreißenden Vortrag über die Evolution des Checkouts. Unter dem Titel „Von Gestern bis Morgen: Die (R)Evolution des Checkout“ entführte er das Publikum auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte und die Zukunft des Einkaufsprozesses.

Die Evolution des Checkouts: Von Muscheln bis KI

Baldauf begann seine Präsentation mit einem historischen Rückblick auf den Checkout – vom Tauschhandel über die Einführung von Bargeld bis hin zu den ersten Self-Checkout-Systemen. Dabei zeichnete er nach, wie technologische Innovationen die Art und Weise verändert haben, wie Menschen einkaufen:

  • 1930: Eröffnung des ersten Selbstbedienungsladens in den USA, ein Paradigmenwechsel, der den Handel grundlegend prägte.
  • 1961: Erste Selbsttippkassen in Zürich – ein revolutionäres, aber aufgrund der Komplexität kurzlebiges Experiment.
  • 1994: Der Aufstieg von E-Commerce mit Amazon, der den Checkout-Prozess ins Digitale verlagerte.
  • 2004–2007: Einführung von Self-Scanning- und Self-Checkout-Systemen, die erstmals Kunden die Kontrolle über den Bezahlprozess gaben.
  • 2018: Amazon Go und der Beginn von „Grab and Go“-Konzepten, bei denen die Technologie den traditionellen Kassenprozess vollständig eliminiert.

Technologie als Motor, der Mensch als Zentrum

Eines der Hauptthemen von Baldaufs Vortrag war die Rolle der Technologie als Enabler. Während Innovationen wie Self-Checkout, Mobile Payment und Smart Carts den Handel effizienter machen, betonte er, dass der Mensch immer im Mittelpunkt bleiben müsse:

„Technologie ist das Zahnrad und der Motor, aber der Mensch ist das Herzstück des Handels.“

Baldauf prägte den Begriff Human Transformation, um die Bedeutung von Akzeptanz und Usability bei der Einführung neuer Technologien hervorzuheben. Er verwies auf die Notwendigkeit, sowohl Mitarbeitende als auch Kund:innen frühzeitig in den Wandel einzubinden.

Die Zukunft des Checkouts: Automatisierung und Individualisierung

Baldauf skizzierte eindrucksvoll, wie sich der Checkout in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird:

  1. Der Barcode wird abgelöst

Der klassische Barcode, der seit 50 Jahren im Einsatz ist, wird durch den 2D-Code (Digital Link) ersetzt. Dieser enthält umfassende Produktinformationen, die nicht nur den Checkout-Prozess, sondern auch das Smart Home revolutionieren könnten:

  • Automatisierte Nachbestellungen für wiederkehrende Einkäufe.
  • Direkte Verbindungen zu Nachhaltigkeitsdaten, Inhaltsstoffen und Recyclinginformationen.
  1. Grab-and-Go wird Mainstream

Während Amazon Go den Weg geebnet hat, wird Grab-and-Go-Technologie in den nächsten Jahren zunehmend in den Mainstream übergehen. Der Fokus liegt auf einem nahtlosen Einkaufserlebnis, bei dem Bezahlprozesse im Hintergrund ablaufen.

  1. Künstliche Intelligenz personalisiert den Checkout

KI wird nicht nur den Einkauf, sondern auch die Interaktion im Checkout revolutionieren:

  • Automatisierte Kaufvorschläge basierend auf individuellen Vorlieben und Kaufhistorien.
  • Optimierung von Einkaufslisten durch KI-gestützte Planung und Analyse wiederkehrender Käufe.
  • Emotionalisierte Käufe: 20 % der Einkäufe basieren auf Emotionen, und KI wird diese Entscheidungen besser unterstützen können.

Der soziale Faktor: Warum Akzeptanz entscheidend ist

Ein zentraler Aspekt von Baldaufs Vortrag war die Bedeutung von Akzeptanz bei allen Beteiligten – von Mitarbeitenden bis hin zu Kund:innen. Er erläuterte, wie die Migros in der Schweiz durch gezielte Schulungen und Promotoren die Einführung von Self-Checkout-Systemen erfolgreich umsetzte:

  • Mitarbeiterschulung: Frühzeitige Einbindung und intensive Schulung von Filialleiter:innen und Mitarbeitenden.
  • Kundenschulungen: Promotoren zeigten Kund:innen die Nutzung der Systeme, was Akzeptanz und Vertrauen stärkte.
  • Barrierefreiheit: Systeme wurden so gestaltet, dass sie von allen Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, genutzt werden können.

Warum die Zukunft des Handels ohne Self-Service nicht denkbar ist

Baldauf ließ keinen Zweifel daran, dass Self-Service-Technologien die Zukunft des Handels sind. Seine These:

„Ohne Self-Service lassen sich in Zukunft keine Läden mehr betreiben.“

Er untermauerte dies mit Zahlen:

  • In der Schweiz sind 90 % der Läden mit Self-Service-Systemen ausgestattet.
  • Die Nutzungsrate liegt bei bis zu 60 %.
  • Deutschland hinkt hinterher: Mit 9.600 Self-Service-Kassen ist das Land trotz seiner Größe auf dem gleichen Niveau wie die Schweiz.

Fazit: Der Checkout als Spiegel des Wandels im Handel

Andi Baldaufs Vortrag war ein eindrucksvoller Appell an die Retail-Branche, die Möglichkeiten neuer Technologien zu nutzen, ohne den Menschen aus den Augen zu verlieren. Er zeigte, dass der Checkout weit mehr ist als nur ein Bezahlprozess – er ist ein zentraler Touchpoint, der das Einkaufserlebnis definiert und durch technologische Innovationen eine neue Ära des Handels einläutet.

Die (R)Evolution des Checkouts ist in vollem Gange, und Baldaufs Vision macht deutlich: Die Zukunft des Handels ist nicht nur digital, sondern auch menschlich.